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Es wird eng in der Stadt!

International Summer School: Rethinking Berlin's Housing Question

Berlin gilt als "Stadt der Mieter", gut 86 Prozent des Wohnraumbestandes sind Mietwohnungen. Weil Wohnen in den Innenstadtbereichen schlicht unbezahlbar wird, ziehen die Mieter*innen längst weiter hinaus an den äußeren Stadtrand. Steigende Mieten, Verdrängungsprozesse, wachsende Proteste von Bürgerinitiativen, die Veräußerung städtischer Liegenschaften und der Aufmarsch internationaler Investoren rücken die Wohnungsfrage zurück auf die Tagesordnung der politischen Agenda. Es wird eng in der Stadt und die Wohnungsfrage zu einem umkämpften Feld städtischer Raumproduktion.

Berliner Initiativen fordern ihr Recht auf bezahlbaren Wohnraum ein: ob Kotti & Co., der Mietenvolksentscheid oder die Rentner*innen der Stillen Straße in Pankow. Sie erhalten durch neue Formen kollaborativer Praktiken des Protestes nachhaltig Einfluss und fordern die politische Ordnung im Feld der Wohnungsfrage heraus. Der Ruf nach bezahlbarem Wohnraum und nach alternativen Räumen abseits kapitalistischer Verwertungslogiken setzt die politischen Akteure zunehmend unter Druck: Gibt es ein Recht auf Wohnen? Wie kann Wohnen als soziale Aufgabe begriffen werden?
 
Einen interessanten Denkansatz bietet der erweiterte Wohn-Begriff des französischen Philosophen Henri Lefebvre (Lefebvre 1996). Wohnen hieße nicht nur eine Wohnung zu mieten, sondern beschreibe ein „In-der-Welt-Sein“, welches die Möglichkeit einschließt, mit anderen Menschen in alltäglich genutzten Räumen und Zeiten zu interagieren (vgl. Vogelpohl 2015). Nicht nur die Wohnung selbst, sondern auch die Nachbarschaft, die anliegenden Geschäfte, die Gemeinschaft und der Austausch zwischen diesen werden als eine allumfassende soziale Praxis verstanden, die Grundlage und Voraussetzung für Begegnung, für das Soziale und damit für das Gelingen einer urbanen Gesellschaft ist.
 
Die Internationale Summer School „Metropolitan Studies - "My home is not for sale!" Rethinking Berlin's Housing Question“ möchte sich diesen Perspektiven und Fragestellungen widmen. In einem transdisziplinären Diskurs werden die Herausforderungen des Berliner Wohnraums zusammen mit Wissenschaftler*innen, Architekt*innen, Künstler*innen und engagierten Bürger*innen diskutiert und weiter gedacht.

Anmeldungen für die Summer School sind unter http://huwisu.de/courses/details/152/ möglich.
 
Carolin Genz leitet die Sommer School "Metropolitan Studies“ 2016 und promoviert zum Thema „Urbane Proteste: Aufbruch der Zivilgesellschaft? Eine Ethnographie zur Transformation städtischer Alltagswelten in Berlin und New York City“ am Geographischen Institut der HU Berlin.