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Zwischen Meerespolitik, Kulturlandschaften, Logistik und Klimawandel

Die Mitglieder des Informations- und Initiativkreises (IIK) Regionalplanung der ARL haben sich in der Sitzung am 19. und 20. März 2010 in Mannheim mit den Themen „Meerespolitik“ und „Kulturlandschaften“ beschäftigt und ihre Beratungen zu Fragen der Logistik und der Verkehrsinfrastruktur sowie des Klimawandels fortgeführt.

Meerespolitik

Als Einstieg in die Thematik berichtete Petra Ilona Schmidt, Schwerin, über Aktivitäten der Raumentwicklungspolitik auf dem Meer, vor allem am Beispiel der Ostsee. Realität ist, dass auch im Küstenmeer ein teilweise enormer Nutzungsdruck herrscht. Maritime Raumplanung ist gefordert, um die Vereinbarkeit von unterschiedlichen Potenzialen im Bereich der Küstenmeere seitens der Windenergiebetreiber, der Schifffahrt, der Fischerei und anderer Nutzer zu prüfen und miteinander in Einklang zu bringen.

Vor dem Hintergrund sind auf europäischer, transnationaler und nationaler Ebene eine Reihe von Aktivitäten zur Meerespolitik und deren Umsetzung durch Raumplanung in Angriff genommen und realisiert worden. So hat beispielsweise die DG Mare im Rahmen einer Richtlinie einen Fahrplan zur maritimen Raumplanung entwickelt, für den zwischenzeitlich ein Pilotprojekt im Ostseeraum initiiert wurde. In der DG Regio wurden im Rahmen einer europäischen Ostseestrategie Schlüsselprojekte zur Raumplanung auf See entwickelt. Auf nationaler Ebene sind z. B. Leitlinien für einen Entwicklungsplan Meer seitens der Bundesregierung verabschiedet worden. Das BMVBS hat einen Raumordnungsplan für die AWZ aufgestellt.

Offshore Windparks
Trotz dieser insgesamt positiven Entwicklungen bleiben zahlreiche offene Fragen, etwa bezüglich der Zuständigkeit für maritime Raumplanung auf nationaler Ebene mit unterschiedlichen planerischen Verfahrensständen, Inhalten und Regelungen. Deshalb hat die ARL kürzlich den Arbeitskreis (AK) „Maritime Raumplanung“ unter der Leitung von Prof. Dr. Wilfried Erbguth, Rostock, eingesetzt. Sobald die inhaltliche Ausrichtung des neuen AK klar ist, will der IIK Möglichkeiten des späteren Andockens prüfen.

Kulturlandschaften

Mit dem Projekt „Kulturlandschaft: Heimat und Identifikationsraum für den Menschen und Quelle der biologischen Vielfalt“ sollen systematische und praxisorientierte Leitvorstellungen, Handlungsansätze und Arbeitsmaterialien für die Einbeziehung kultureller, insbesondere auch identifikationsstiftender Qualitäten von Landschaften in die Landschafts- und Raumplanung schwerpunktmäßig auf regionaler Ebene erarbeitet werden. Ergebnisse des FuE-Vorhabens des BfN stellte Catrin Schmidt, Dresden, vor.

Kulturlandschaft – Vielfalt als gemeinsamer Nenner Quelle: Schmidt (2010)
Die Bearbeiter unterscheiden nach Identifikations- und Dokumentationsfunktion einer Landschaft und haben die vielfältigen Grundlagen, Erfahrungen und methodischen Weiterentwicklungen sowie die aktuellen fachlichen Diskussionen zum breiten Thema „Kulturlandschaften“ in die Untersuchung einbezogen. Heimat und Identität werden als zwei Seiten einer Medaille angesehen, die beide biographischen Veränderungen unterworfen sind und über Kommunikation vermittelt werden.

Kulturlandschaften – SzenarienSchwerpunkte der methodischen Weiterentwicklung im Projekt sind Vorschläge zur planerischen Handhabung der Identifikationsfunktion durch die Entwicklung z. B. von wahrnehmungsbasierten Ansätzen im Zuge der Ausgestaltung der Partizipation oder einer entsprechenden Ausgestaltung von Szenarien.

Die Analyse von zahlreichen Landschaftsrahmen- und Regionalplänen sowie informellen Kulturlandschaftsprojekten ergab, dass kulturlandschaftliche Qualitäten bislang noch kaum Eingang in die Regionalplanung gefunden haben. Dieses Fazit stützt frühere Erkenntnisse des IIK und aus anderen Forschungszusammenhängen in der ARL und bestärkt die Mitglieder des IIK bei ihrer Überlegung, mit Blick auf die Praxis der Regional- und Landesplanung ein Positionspapier zur Thematik zu erarbeiten.

Klimawandel

Mit dem Thema „Klimawandel als Aufgabe der Regionalplanung“ beschäftigt sich der IIK bereits seit längerem. So hat er Ende 2009 gemeinsam mit dem Arbeitskreis „Klimawandel und Raumplanung“ der ARL das Positionspapier Nr. 81 aus der ARL veröffentlicht (siehe Nachrichten 4/2009, S. 23), das kostenfrei als pdf-Datei von der Website heruntergeladen werden kann (www.ARL-net.de).

In der IIK-Sitzung in Mannheim stellten Catrin Schmidt, Dresden, und Christian Jacoby, München, Zwischenstände zum MORO-Vorhaben „Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel“ in der Region Westsachsen und im Landkreis Neumarkt i. d. Oberpfalz vor. Vor dem Hintergrund hat der IIK beschlossen, die Informationsbasis noch zu erweitern und im nächsten Jahr gegebenenfalls über weitere Aktivitäten zum Thema „Klimawandel“ zu entscheiden.

Logistik/Verkehrsinfrastruktur

Wie in Heft 4/2009 der Nachrichten berichtet (S. 12), hat der IIK sich bereits intensiv mit Fragen der Logistik und mit Verkehrsinfrastrukturen befasst. Grundlage der Diskussion in Mannheim war ein Aufrisspapier von Hildegard Zeck, Hannover, und Heinz Konze, Moers, das die unterschiedlichen Facetten der Thematik beleuchtet und zentrale Fragen dazu aufwirft.

Der IIK plant einen Expertenworkshop, um am Beispiel von Räumen mit besonderem Problemdruck und massiven Nutzungskonflikten durch Entwicklungen im Logistik- und Verkehrsbereich die zentralen Herausforderungen und wichtige Konsequenzen für Regionalentwicklung und Regionalplanung zu diskutieren. Da das Präsidium der Akademie beschlossen hat, einen Arbeitskreis zum Thema „Transportkostensteigerungen und Siedlungsentwicklung“ unter der Leitung von Prof. Dr. Götz von Rohr, Kiel, einzusetzen, wird der IIK seine diesbezüglichen Aktivitäten mit dem neuen AK abstimmen.

Strategische Regionalplanung

Der AK „Strategische Regionalplanung“ der Akademie ist auf Initiative des IIK eingesetzt worden. Dirk Vallée, Aachen, leitet ihn und berichtete über den Stand der Untersuchungen. Der AK wird Ende des Jahres den Ergebnisband vorlegen.

Dietmar Scholich, Tel. +49 511 34842–37